Montag, 4. Juni

Valentia Island besteht aus schwarzgrauem Schiefergestein. Als Baumaterial ist es überall auf der Insel sichtbar – als Dacheindeckung, zum Aufschichten von Lesesteinmauern wie zum Bau von Trockenmauern, zur Herstellung von Bänken, Tischen, Küchenutensilien, Blumentöpfen.

Lesesteinmauer aus Valentia Schiefer nahe des Leuchturms.

Der Steinbruch unterhalb des Geokaun Mountain öffnete im Jahr 1816, in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts war er der größte Arbeitgeber auf der Insel. Große Steinklötze wurden aus dem Berg herausgesprengt, dann mit dem Kran angehoben, nach Knightstown mit dem Pferdefuhrwerk und später mit der Bahn transportiert und dort zurechtgesägt. Die Blöcke für den Londoner Markt hatten üblicherweise eine Länge und Breite von 427 cm × 183 cm (14 ft × 6 ft), manchmal waren sie auch 6,10 m lang (20 ft), selten gab es 9,14 m (30 ft) lange Blöcke. Der Abtransport erfolgte mit der Bahn ab dem Mainland. Gesägt wurde später maschinell, mit der ersten dampfbetriebenen Steinsäge überhaupt.

Trockenmauer am Walled Garten von Glanleam.

Viele bedeutende Gebäude sind mit Valentia Schiefer eingedeckt, allen voran Häuser, die in London nach dem großen Brand in 1866 entstanden: Westminster Palace, Abbey und Cathydral, Saint Paul’s Cathedral, British Museum, auch die Pariser Oper und Muckross House in Killarney. Dabei gilt der Valentia Schiefer als gar nicht so ideal für die Dacheindeckung, denn er ist schwer und verlangt eine gute Statik.

Gut eignet sich der Stein als Fliesen und Bodenplatten, zum Beispiel sind mehrere Londoner Bahnhöfe damit ausgelegt. Das feste Material mit der glatten, hygienischen Oberfläche diente auch für Waschtische, Regale in der Milchverarbeitung, Billiardtische und überhaupt Tische aller Art. Die Arbeitsflächen in der Küche von Muckross House bestehen aus Valentia Schiefer. Auch die Schindeln an der Außenwand von Derrynane House bestehen aus Valentia Schiefer.

Verborgene Bank aus Valentia Schiefer im Park von Glanleam.

Über die wechselhafte Geschichte des Steinbruchs kann man sich im Museum am oberen Ortsende von Knightstown informieren. Dort ist die gesamte Geschichte von Valentia Island in all ihren vielen Facetten dokumentiert. Es finden sich alte Zeitungsausschnitte und die Schriften lokaler Autoren im ehemaligen, hübsch restaurierten Schulzimmer. Nebenan ist die historische Funkstation aufgestellt, laminierte Blätter informieren über Pflanzen und Vögel auf der Insel. Hier ist so viel Material zusammengetragen, dass man kurzweilige Stunden lesend verbringen kann, Stoff für etliche Regentage.

Schiefertisch und Schieferbank am Picknickplatz von Glanleam.

Der Steinbruch war im 20. Jahrhundert zeitweilig geschlossen. Er öffnete 1999 erneut und wird bis heute betrieben. Er stellt vor allem Dacheindeckungen für den lokalen Markt her. Wichtige Erzeugnisse sind Gartenassessoirs. Davon zeugt die Bank vor dem Museumseingang sowie die Blumentöpfe daneben – sie alle bestehen aus dem noblen Schiefergestein.