Montag, 11. Juni

Selbstverständlich hat Tralee, das Verwaltungszentrum von Kerry, einen Rosengarten. Schließlich wird hier jedes Jahr im August in einem mehrtätigen Festival die „Rose of Tralee“ gewählt, sozusagen die schönste Irin. Sie wird im folgenden Jahr auf einer Welttournee für die Stadt Tralee, das County Kerry und die Republik Irland werben. Sie repräsentiert auch das Zusammengehörigkeitsgefühl irischer Auswanderer.

Zum Wettbewerb treten junge Frauen aus aller Welt an. Inzwischen gibt es über den Globus verteilt mehr als 70 Rose-of-Tralee-Zentren, in denen jeweils die lokale Rose of Tralee gewählt wird. Nicht nur gutes Aussehen steht dabei im Vordergrund, sondern vor allem Anmutung, Bildung, Auftreten, Hauptsache die Bewerberin für die Rose hat irische Wurzeln. Die jungen schönen Frauen besitzen nicht nur Ausstrahlung, sondern oft einen Hochschulabschluss. Im Rondell innerhalb des Rosengartens stehen Plexiglastafeln, auf denen die Teilnehmerinnen der Endausscheidung in Tralee aufgelistet sind (angefangen von Abu Dhabi). Es gab 1990 mit Julia Dawson  eine deutsche Rose of Tralee und mit Claire Dubendorfer 1972 eine Rose aus der Schweiz.

Die Wahl der Rose of Tralee geht zurück auf ein populäres Lied, das seinen Hintergrund in einer traurigen Liebesgeschichte hat. William Pembroke Mulchinock, ein Spross einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie in Tralee, hatte sich Mitte des 19. Jahrhunderts in das Kindermädchen der Familie, Mary O’Connor, verliebt. Er schrieb ihr Gedichte, nahm an Aufmärschen gegen die Briten teil und wurde wegen eines Mordes angeklagt, für den er nicht verantwortlich war. Der junge Mann floh nach Indien und arbeitete als Kriegsberichterstatter. Nachdem seine Anklage niedergeschlagen war, konnte er 1849 nach Irland zurückkehren, mit dem festen Entschluss, Mary zu heiraten. Doch am Tag seiner Ankunft in Tralee fand Marys Beerdigung statt.

 

William verfasste das Gedicht „Rose of Tralee“ vermutlich noch in Indien, vertont wurde es von Charles William Glover, einem Komponisten aus London.

Seit 1959 wird der Wettbewerb unter großer Anteilnahme im ganzen Land ausgetragen und im Fernsehen vieler Länder übertragen. Man kennt auch eine Rosensorte ‘Rose of Tralee’, ein langes Beet mit ihr ist entlang des Neil-Armstrong-Path bepflanzt, der entlang des Stadtgartens am Rand des Parkplatzes vor dem National Irish Folk Theatre (Siamsa Tíre) verläuft.

 

 

 

Die Rosen setzen in diesem Jahr im Juni erst allmählich zu blühen an. Einige Rosensorten sind aber schon so weit entwickelt, dass man Verblühtes ausschneiden muss (Dead Heading). Zuerst geht es an die lange Rabatte mit ‘Wild Edric’, die Sorte hatten wir auch entlang des Killarney House. Viele Blüten sind schon sehr verblichen, unzählige pinkfarbene Blütenblätter liegen unter den Sträuchern oder zwischen den Blättern. Eine zeitraubende Tätigkeit bedeutet es, alle welken Blüten und alle Hagebuttenansätze auszuschneiden. Doch die Arbeit muss sein, wenn die Rose anhaltend blühen soll. Setzt die Samenbildung ein, legt die Pflanze keine neuen Blüten mehr an.

Zerzaust sehen die Sträucher mit den vielen welken Blüten aus. Das Ausputzen ist fällig.

Das Ausschneiden bedeutet Eintauchen in den intensiven Wildrosenduft, andere nennen das Therapie.

 

 

 

Sieht schon viel besser aus.