Freitag, 1. Juni

Alle sind in heller Aufregung: Prinz Charles und Camilla haben ihren Besuch angekündigt. Es wird geputzt, geschliffen, angestrichen. „We are flying.“ Rostige Zaunpfosten und Dachrinnen werden aufbereitet, Drahtgewirr kommt weg, die Laternenpfähle bekommen einen neuen Anstrich. Das sind alles Arbeiten, die seit Jahren überfällig sind, doch bislang konnte man sie liegen lassen. Für den Royal Visit legen sich jetzt alle ins Zeug.

Das Unkrautjäten in den Beeten entlang der Mauer im Senkgarten kann nicht mehr länger warten. Jetzt sind die Beete in der Mitte des Senkgartens bepflanzt und die Randbeete kommen an die Reihe. Hier hat der Giersch, Ground Elder, schon ziemlich überhand genommen. Die dicken Wurzeln ziehen sich in die Staudenhorste hinein und lassen sich nur mit Mühe herausziehen.

Im Grunde müsste man alle Staudenhorste herausheben und das gesamte Beet für ein paar Monate mit schwarzer Folie bedecken, um das Unkraut zu vernichten. Für die erforderliche Arbeit stehen im Moment keine Arbeitskräfte zur Verfügung. Trotzdem zeigen sich die Rabatten vielfältig und bunt:

Wald-Scheinmohn, Welsh Poppy (Meconopsis cambrica) strahlt in kräftigem Orange.

Die Besucher freuen sich über die zweifarbigen Stauden-Lupinen (Lupinus polyphyllus).

 

 

 

Die braunroten Blätter der Rodgersien entfalten sich dramatisch.

In den Balgfrüchten des Judas-Silberlings (Lunaria annua) schwellen die Samen an.

 

Die Tulpen haben eingezogen, ihr Laub ist weitgehend vergilbt. In Irland können Tulpen den Sommer über nicht im Beet bleiben, die Zwiebeln würden faulen. Wir heben sie mit der Grabegabel aus dem Boden. Die Zwiebeln müssen trocknen und die großen unter ihnen werden im Herbst erneut gesteckt.

Wer im Staudenbeet sitzt, muss damit rechnen, dass die Besucher mit Fragen kommen. „Was ist das für ein Baum, der aussieht wie eine gelb blühende Wisterie?“ – Ein Goldregen, Golden Rain (Laburnum anagyroides). „Warum wächst der Lavendel im Topf so deutlich besser als im Beet?“ – Wegen dem besseren Wasserabzug. „Die Rosen in den schräg gegenüberliegenden Beeten sehen so unterschiedlich aus. Sind das verschiedene Sorten?“ – Es ist die gleiche Sorte, nur blühen die Rosen goldgelb auf und verblassen nach ein paar Tagen.

Die gelbe Rose Arthur Bell’ hat einen intensiven Duft. Die goldgelben Rosen öffnen sich aus roten Knospen und verblassen mit der Zeit.

 

 

 

 

Und das ist Eamonn Kennedy, „the most photographed man in Ireland“, wie die Kollegen sagen. Wenn er mit seinem großen Aufsitzmäher um die Ecke kommt, zücken alle ihren Fotoapparat. Eamonn sieht es nicht, welch große Aufmerksamkeit er erzielt, die Kollegen bemerken es schon.