Sonntag, 27. Mai

Die Kutschfahrt ab Lord Brennan’s Cottage über das Gap of Dunloe zu Kate Kearney’s Cottage kostet 25 €, kein Vermögen für eine Fahrt von mehr als einer Stunde Dauer. Außerdem ist es viel spaßiger, im Jaunting Car zu sitzen, als wenn man als Wanderer auf hartem Asphalt Autos und Motorrädern ausweichen muss. Fahrradfahrer quälen sich die Anhöhe hinauf, die meisten müssen absteigen und schieben. Schnell wird klar, dass sich die Jarveys, die Kutscher, hier als die Herren fühlen. Mit wenig Rücksicht drängen sie Radler und Wanderer zur Seite, entgegenkommende Autos haben auszuweichen.

Kutscher Gene, um die 70, lebt selbst im Black Valley, das so heißt, weil im Winter keine Sonne in das tief eingeschnittene, enge Tal scheint. Er fährt mit seinem Pferd einmal am Tag über das Gap of Dunloe (gap bezeichnet den Einschnitt, die Lücke, zwischen den Bergen). Unten angekommen wird ausgespannt und mit dem Hänger kommt das Pferd zurück in den Stall. Am folgenden Tag beginnt die tägliche Tour dort, wo die Kutsche abgestellt wurde, und die Tour geht andersherum. So machen das alle, erklärt Gene. Er besitzt eine Schafherde mit etwa 200 Tieren, die im Sommer auf der Weide stehen. Im Winter kommen sie in den Stall, was viel Arbeit bedeutet, gerade in diesem Winter, der so lang gedauert hatte.

Mühsam arbeitet sich das Pferd den Anstieg hoch. Die Fahrer der Autos, die in den Ausweichstellen warten, grüßen freundlich. Nur kurz vor der Passhöhe kommt es zum Streit. Gene bittet mit Gesten eine Autofahrerin nach rechts, nicht nach links auszuweichen, das will sie nicht verstehen. Es kommt zum schnellen Wortwechsel, bis die Dame erbost ruft: „I pay taxes, you not.“ Da kommt der jahrealte Konflikt zum Tragen, dass Autos das Recht haben, die Passage zu nutzen, die Kutscher jedoch für sich Vorrang beanspruchen. Gene ist erbost, weil das Pferd unsanft über Schotter gehen muss, wobei es für das Auto ein Leichtes wäre, den glatten Asphalt freizumachen.

Gleich darauf lacht Gene wieder und lässt das Pferd im klaren Wasser unterhalb der Passhöhe trinken.

 

 

 

 

Etwas weniger steil zieht sich die Passstraße bergab in die kahle Felslandschaft. Links der felsige Bull Mountain, rechts der schroffe Purple Mountain, etwas weiter unten wird die Vegetation wieder grüner. Viele Lämmer liegen am Straßenrand, mit dicken Farbkleksen auf kleinen Körpern ist ihre Zugehörigkeit markiert – rot, violett, grün, türkisblau. Die meisten Lämmer kommen im April, doch selbst im Mai liegen noch ein Woche alte Lämmchen in Plüschgröße (laird lamb) am Straßenrand.

Nach dem Tor zum Gap of Dunloe, den schwarzen Riesenfindlingen zu beiden Seiten der Straße wird das Tal offener, Stechginster blüht dottergelb. Lang zieht sich der Weg dem Wildbach und dem See entlang, auf der Kutsche wird es kalt.

An Kate Kearney’s Cottage verschlucken ein riesiger Parkplatz, die beiden Coffeeshops und der betriebsame Souvenirladen die vielen Besucher. Zum Wandern oder Radeln lädt dieser Rummelplatz nicht ein. Die Kutschfahrt war ein Genuss. Es gibt einen Shuttlebus, der um 16 Uhr ab Kate Kearney’s Cottage die 12 km zurück nach Killarney fährt. Der Fahrpreis beträgt 5 €.