Montag, 21. Mai
Ist das nicht ein herrlicher Arbeitsplatz? Wenn auch nur für eine Woche.
http://www.killarneynationalpark.ie/killarney-house-gardens

Es hat den ganzen Tag über geregnet. Head Gardener Michael Doyle hat mir den weitläufigen Park gezeigt, der in den Killarney National Park übergeht. Wir notieren besondere Bäume, die wir in einem kleinen Parkführer beschreiben wollen.
Im Laufe des Tages lichtet sich der Himmel und der Blick auf See und Berge öffnet sich immer mehr.

Das was wir heute als Killarney House kennen, waren einst die Stallungen, die zum früheren Kenmare House gehörten. 400 Jahre lang waren die Brownes Eigner des Landes, sie trugen den Titel Earl of Kenmare. Charles Augustus Browne ließ 1872 ein neues Herrenhaus nahe am Loch Leane errichteten, das Knowreer House. Der terrassierte Hang zum See hin besteht heute noch, etliche alte Bäume am Abgang in Richtung See haben überdauert, darunter ein riesiger Taschentuchbaum (Davidia involucrata) in Nachbarschaft zu einem fast ebenso großen Blumenhartriegel (Cornus nuttallii) mit gelben Hochblättern. Doch dieses Haus brannte 1913 nieder und aus den früheren Stallungen am alten Ort wurde das neue Killarney House. Etliche Möbelstücke, die nach dem Brand gerettet wurden, befinden sich heute im Killarney House. Der siebte Earl, Gerald, hinterließ nach seinem Tod in 1952 keine Erben, somit erlosch die Linie. Das Haus wurde verkauft, zuerst an einen amerikanischen Konzern, später an die Famillie McShain. Von 1960 bis 1990 lebten John und Mary McShain im Haus. Das amerikanische Ehepaar war sozial sehr engagiert, sie unterstützen karitative Projekte in den USA und in Irland. Sie vermachten die drei Seen von Killarney und ihr Land dem Killarney National Park. Das Landgut verkauften sie zu einem minimalen Betrag an den irischen Staat unter der Bedingung, das es in den Nationalpark integriert wird.  Das Haus selbst bewohnte Mary McShain bis zu ihrem Tod. Deren Tochter Polly war mit 16 Jahren in einen katholischen Orden übergetreten und vermachte später ihr Vermögen dem irischen Staat.

Der Park um Killarney House wurde im April 2016 der Öffentlichkeit übergeben, seit 2017 werden Besuchstouren durch das Haus angeboten. Führungen finden alle 30 Minuten statt, auf Wunsch auch in Deutsch. Für die Neugestaltung des Gartens hatte man unter der bestehenden Wiese mit Hilfe eines Baggers die alten Wege wieder freigescharrt. Ihr heutiger Verlauf entspricht denen im 19. Jahrhundert, als man für den Besuch von Königin Victoria die Rabatte entlang des Long Walk angelegt hatte.

Besondere Merkmale sind die Zierkirschen-Allee, die vorgelagerte 250 m lange Rabatte und das Parterre an der anderen Seite der Rasenfläche.

Killarney House Gardens grenzen unmittelbar an das Stadtzentrum der turbulenten Staat Killarney. Abseits von Verkehrschaos und Gedudel aus den vielen Pubs findet sich hier offene, stille Weite. Hinter dem Haus befindet sich ein sorgsam gepflegter Garten mit geschwungenen Beetstreifen im akurat gemähten Rasen, in denen Katzenminze dominiert. An der Nordseite des Parks erstreckt sich die 250 m lange Rabatte mit mehrjährigen krautigen Pflanzen (Stauden) und einjährigen Blumen. Parallel dazu verläuft die Allee unter den Zierkirschen. Vor der Grenzmauer zur Straße hin stehen hoch gewachsene Bäume, die in ihrer Höhe und in ihrer Artenvielfalt beeindrucken.

Berg-Ahorn (Sycamore), Sommer-Linde (Large-leaved lime) sind zu stattlichen Exemplaren herangewachsen. Vor dem Übergang zum River Walk, der zum Lough Leane führt, steht links eine riesige Stein-Eiche (Quercus ilex). Im Englischen heißt der Baum Holm Oak oder Holly Oak. Die Namen beziehen sich auf die Ähnlichkeit mit der Stechpalme (englisch Holly, Ilex). Die jungen Blätter des immergrünen Baumes haben die gleichen spitzen Stacheln wie jene der Stechpalme, um fressende Tiere abzuwehren. Wenn der Baum höher wächst, ist dieser Schutz nicht mehr notwendig und der Baum entwickelt mit geringerem Energieaufwand Blätter ohne Dornen.

 

 

 

 

Holm Oak, Stein-Eiche
(Quercus ilex)