Teure Knolle

Wohl nur aufgrund eines Missverständnisses gelang dem Eroberer Hernán Cortés im Jahr 1519 der Sieg über das Aztekenreich unter der Herrschaft von Moctezuma II. Der gottgleiche König mit seiner Krone aus Gold und Türkisen war sich nicht sicher, ob mit den merkwürdigen Gestalten, die auf schwimmenden Bergen übers Meer gekommen waren, nicht doch Götter das Land betreten hatten. Schließlich erwartete man die Rückkehr des mächtigen Gottes Quetzalcoatl, der Gefiederten Schlange. So gelangten die spanischen Inquistadores unbehelligt in die Hauptstadt des Aztekenreiches: Tenochtitlan lag inmitten eines Sees, dort wo sich heute Mexico City erstreckt. Mehrere Stege führten über das Wasser zur Stadt aus durch Brücken verbundenen Inseln, in deren Mitte ein gewaltiger Tempelkomplex lag. In den Gärten auf den Schlammbänken wuchs allerdings nicht nur Essbares für die Einwohner der riesigen Stadt, sondern auch zahlreiche bunt blühende und duftende Zierpflanzen. Denn die Azteken verehrten Tiere und Pflanzen sehr. Dazu standen im Gegensatz die grausamen rituellen Blutopfer, die religiös begründet waren. Demzufolge verlangte der Sonnengott ständig nach Menschenherzen. Blieben sie aus, könnte es passieren, dass eines Tages die Sonne nicht mehr aufgeht.
Cortés und seine Gefolgsleute erhielten unvorstellbar kostbare Geschenke aus Gold und Edelsteinen, waren aber doch enttäuscht, als sie den Mittelpunkt des Aztekenreiches erreichten: Denn das sagenumwobene El Dorado hatten sie nicht gefunden. Dass in den Gärten Mittel- und Südamerikas Schätze ganz anderer Art auszugraben waren, stellte sich erst in den folgenden Jahrhunderten heraus: Tomaten, Kartoffeln und Mais veränderten die Ernährungsgewohnheiten in Europa radikal.
Und erst nach Alexander von Humboldts fünfjähriger Südamerika-Expedition interessierte man sich für die Kultur der dekorativen Blumen aus der Neuen Welt. Die pflanzenbegeisterte Joséphine, Napoleons Gattin, kaufte für ihren Garten und ihr Gewächshaus in Malmaison vor Paris Unmengen von neu eingeführten Pflanzen. Humboldts Begleiter Aimé Bonpland engagierte sie als Chefbotaniker. Für eine Knolle aus dem untergegangenen Reich der Azteken legte sie sogar einen Diamanten hin. Die Pflanze hatte auf europäischem Boden das erste Mal Ende des 18. Jahrhunderts im Botanischen Garten Madrid geblüht. Bei den Azteken wurde sie verehrt, weil die Blume an die Sonne erinnert. Auch verzehrt wurde die Knolle, denn sie war nahrhaft und gesund, nach dem Genuss war keinesfalls Mon(c)tezumas Rache zu befürchten. Welche bekannte Gartenblume kam als kostbare Neuheit aus den Gärten der Azteken nach Europa?

Wir geben wieder vier Bezeichnungen zur Auswahl. Schreiben Sie den Namen oder einfach den Kennbuchstaben an nebenstehende Adresse:

A) Sonnenblume
B) Zinnie
C) Dahlie
D) Rudbeckie

 

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Gesucht war die Dahlie, die in Mittelamerika in verschiedenen Arten wild vorkommt. Dahlien-Auslesen blühten bereits in den Gärten der Azteken, als die Spanier ihr Reich bezwangen. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts gab es Dahlien nur in den Botanischen Gärten von Berlin und Madrid sowie in der Pflanzensammlung von Napoleons Gattin Joséphine. Als eine ihrer Hofdamen Knollen entwendete, ließ die Kaiserin aus Wut über das gebrochene Monopol alle ihre Dahlien vernichten.

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